Die protestantischen Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft

Autor/innen

  • Traugott Jähnichen Ruhr-Universität Bochum

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-1-2010-art-3

Abstract

Die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft ist eine evolutiv offene Ordnung,
die sich als eine Verknüpfung von wirtschaftsliberalen, konservativ-ordnungs-
politischen und sozialstaatlichen Motiven rekonstruieren lässt. In diesem Sinn
hat Müller-Armack den »irenischen« Charakter der Konzeption hervorgehoben,
welche die Perspektiven der konfessionellen Sozialethiken ebenso wie liberale
und freiheitlich-sozialistische Anliegen verbindet. Ihre historische Durchsetzung
verdankt sich nach dem Zweiten Weltkrieg einer besonderen historischen Situa-
tion, wobei die entscheidenden Akteure bewusste Protestanten gewesen sind.
Auch sachlich ist diese Konzeption in wesentlichen Zügen von sozialethischen
Traditionen des Protestantismus bestimmt, sodass von genuin »protestan-
tischen Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft« gesprochen werden kann. Die
Begründer der Sozialen Marktwirtschaft haben in bewusster Reflektion ihres
protestantischen Hintergrundes großen Wert darauf gelegt, dass es sich nicht
um eine konfessionell einseitig festgelegte Konzeption handelt, gleichwohl ha-
ben sie deren normative Grundlagen und deren Anschlussfähigkeit für eine be-
wusst christliche Lebensführung betont.

The concept of social market economy is an evolutive open system which can be
reconstructed as a correlation of economic-liberal, conservative-regulatory and
social-governmental motifs. In this sense, Müller-Armack emphasized the «irenic»
character of the concept which combines the perspectives of denominational social
ethics as well as the liberal and liberal-socialist matters. Its historical implemen-
tation is due to a special historical situation after World War II in which the crucial
agents have been avowed Protestants. This conception is also mainly influenced
by social-ethical traditions of Protestantism so it can be referred to as genuine
«Protestant roots of social market economy». Consciously reflecting their Protestant
background the founders of social market economy put emphasis on it not being a
denominational onesided concept. Nevertheless, they stressed its normative basis
and its being able to connect to a consciously Christian lifestyle.

Autor/innen-Biografie

Traugott Jähnichen, Ruhr-Universität Bochum

Traugott Jähnichen, Prof. Dr., seit 1998 Professor für christl. Gesellschaftslehre an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Univ. Bochum, u.a. Mitherausgeber der ZEE, Mitglied der Kammer für soziale Ordnung der EKD.

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