»Wir sind doch auch eine Minderheit« Rechtspopulismus als Verteidigung von Lebensformen

Autor/innen

  • Peter Bescherer Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften/Uni Tübingen

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-1-2017-art-3

Abstract

Die Demokratie ist weltweit unter Druck. Das System der Repräsentation politischer Interessen tendiert dazu, sich gegen die Bedürfnisse des Volkssouveräns abzuschließen. Große Teile dieses Volkssouveräns wiederum neigen in ihrer Kritik und Empörung über ›die da oben‹ selbst zu antidemokratischen Haltungen. Der Rechtspopulismus macht diesen Haltungen ein politisches Angebot. Vor dem Hintergrund begrifflicher und definitorischer Schwierigkeiten, schlägt der Aufsatz vor, Rechtspopulismus als Verteidigung (vermeintlich) bedrohter Lebensformen gegen die liberale ›Gleichgültigkeit‹ zu verstehen. Die These wird anhand von empirischen Beispielen aus dem rechtspopulistischen Diskurs (Pegida, AfD, Compact) illustriert und bezüglich ihrer Konsequenzen für die politisch-demokratische Auseinandersetzung diskutiert.

Democracy is under pressure all over the world. Representation of political interests tends to seal off from the sovereignty of the people. On the other hand, peoples anger at politcal und cultural elites is often beyond democratic principles itself. Right-wing populism makes an offer to this people. Against the background of conceptual difficulties in the populism debate I suggest to understand right-wing populism as a means of defending ›endangered‹ forms of life against ›liberal indifference‹. This thesis is illustrated by empirical research on speeches, press releases, and articles within the discourse of right-wing populism (originated from Pegida, AfD, and Compact). Furthermore, I discuss the consequences of such an approach for a democratic response to right-wing populism.

Autor/innen-Biografie

Peter Bescherer, Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften/Uni Tübingen

Dr. phil, geb. 1978 in Gera/Thüringen. Studium der Soziologie, Philosophie und Germanistik in Jena, Wiss. Mitarbeiter am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften/Uni Tübingen, Forschungserfahrungen in Projekten zur Arbeitsmarktreform und ›strenger Zumutbarkeit‹ unter Hartz IV (SFB 580, Jena), Protestmobilisierungen gegen Rechtsextremismus (EU FP7, Jena), Urbane Unsicherheit (BMBF, Tübingen). 2014-2017. Außerakademische Erfahrungen in der Beratung zivilgesellschaftlicher Akteur*innen gegen Rechtsextremismus.
Ausgewählte Veröffentlichungen: Das Recht auf Stadt zwischen kommunaler Sparpolitik und privaten Investitionen. Eine Fallstudie zu Konflikten um urbane Sicherheit, Kritische Justiz 49 (1/2016), 72-85 (gemeinsam mit R. Haverkamp u. T. Lukas); Zwischen Standortschutz und Demokratisierungsprojekt. Selbstverständnis und Praxis der Protestbewegung gegen Rechtsextremismus am Beispiel Jena, Berliner Debatte Initial 25 (1/2014), 54-65; Vom Lumpenproletariat zur Unterschicht. Produktivistische Theorie und politische Praxis, Frankfurt a.M./New York: Campus 2013.
GND: 137102798

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Veröffentlicht

27.07.2017