Neoliberalismus und Postdemokratie: Bausteine einer kritischen Gesellschaftstheorie
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-2-2012-art-1Abstract
Kaum ein anderes Konzept ist in den Sozialwissenschaften in den letzten Jahrenso intensiv und kontrovers diskutiert worden wie die »Postdemokratie«. Dabei ist
in der Literatur nach wie vor umstritten, welcher analytische Ertrag vor allem den
Arbeiten von Colin Crouch zu diesem Thema innewohnt. Der vorliegende Artikel
schließt an diese Kontroverse an und argumentiert, dass das Konzept der Post-
demokratie einen relevanten Beitrag zum zeitgenössischen wissenschaftlichen
Diskurs leisten kann, da es – ähnlich wie die kritischen Gesellschaftstheorien der
1970er Jahre – dazu in der Lage ist, zahlreiche aktuelle theoretische und em-
pirische Untersuchungen aus der Einstellungs- und Partizipationforschung in ein
analytisches Konzept zu integrieren. Allerdings wird es ihm nur dann gelingen,
diesen Wert zu entfalten, wenn die theoretischen Grundlagen des Postdemo-
kratie-Konzeptes geklärt werden. Dazu, so argumentiert dieser Artikel, ist vor
allem eine Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus notwendig, der als der
ideative Kern der Postdemokratie angesehen werden kann.
«Post-Democracy» has been one of the most frequently and controversially
discussed concepts of contemporary social sciences. Even today, almost ten years
after the first publishing of Colin Crouch's famous essay, researchers are arguing
about the concept's analytical value and empirical relevance. Our article comments
on this discourse by stating, that post-democracy can be developed to a highly
fruitful concept because it may manage to integrate some of today's most essential
research on political opinions and political behavior. But to be able to do so it will
have to take neoliberalism - which can be seen as the ideative core of post-
democracy – more strongly into account than it has been done so far.