„Ehrenamt ist Gold im Land!“ – Zur Kritik bürgerschaftlichen Engagements im Kontext der Behindertenhilfe

Autor/innen

  • Andreas Lob-Hüdepohl Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP) Köpenicker Allee 37 10318 Berlin

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-2-2016-art-4

Abstract

Auch das Ehrenamt im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Strukturwandel erfahren. Im Zuge dessen gilt Bürgerschaftliches Engagement heute als Garant für die humane Zivilität moderner Gesellschaften. Gerade im Bereich der Behindertenhilfe ist freilich zu fragen, ob es dem Anspruch der Behindertenhilfe – von einer vormundschaftlich betreuenden zu einer menschenrechtlich assistierenden Profession – gerecht werden kann. Dabei darf keinesfalls allein auf die Motivation des ehrenamtlich Helfenden abgehoben werden. Oberstes Prinzip ist auch hier die Verträglichkeit bürgerschaftlichen Engagements mit dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen mit Assistenzbedarf.
Auf der Grundlage eines menschenrechtsbasierten Verständnisses von Inklusion, wie es prominent die Behindertenrechtskonvention von 2016 entwickelt, werden zudem die Konturen eines zweiten Strukturwandels des Ehrenamtes erkennbar. Im Mittelpunkt dieses Strukturwandels steht nicht nur das bürgerschaftlichen Engagement für, sondern dasjenige durch die Menschen mit Assistenzbedarf selbst. Es ist dieses verzahnte, ineinandergreifende bürgerschaftliche Engagement von Menschen mit und ohne besonderen Assistenzbedarf, das eine zentrale Intuition inklusiv-partizipativer Gesellschaften zur Geltung bringt: die Erfahrung menschlicher Würde durch Selbstwirksamkeit und einen starken Sinn der Zugehörigkeit (‚enhanced sense of belonging‘).

Autor/innen-Biografie

Andreas Lob-Hüdepohl, Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP) Köpenicker Allee 37 10318 Berlin

Geb. 1961 in Wuppertal, Studium der Katholischen Theologie, Philosophie, Erziehungswissenschaften und Soziologie in Bonn und Berlin, 1992 promoviert zum Dr. theol. in Bonn, seit 1996 Professor für Theologische Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Ethik Sozialer Professionen an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin.
Jüngste Veröffentlichungen zum Themenfeld: Gemeinsam Arbeiten. Sozialethische Anmerkungen zur menschenrechtsbasierten Inklusion im Arbeitsmarkt. In: AmosInternational 2016, A new demand: The Challange of Inclusion to the Theology and Practice of Diaconia. In: Diaconia. Journal for the Study of Christian Social Practice 2015, Inklusive Gemeinschaften. Ethische Implikationen der Behindertenrechtskonvention. In: Stimmen der Zeit 232.Bd (2014), 243-256. Sorgeethik. Skizze zur  Gegenstandskonstitution, Kriteriologie und Methode einer ‚inwendigen‘ Ethik Sozialer Arbeit. In: Zichy, Michael/Ostheimer, Jochen/Grimm, Herwig (Hg.): Was ist ein moralisches Problem? Zu Frage des Gegenstandes angewandter Ethik. Freiburg i. Brsg/München.

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Veröffentlicht

22.12.2016

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