Nach der instrumentalistischen Wende: Moralische Verantwortung bei John Dewey

Autor/innen

  • Annette Pitschmann Paris-Lodron Universität Salzburg

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-1-2015-art-2

Abstract

Die Einsicht, dass die praktischen Entscheidungen des Einzelnen durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen mitbestimmt werden, wirft Fragen hinsichtlich der Struktur moralischer Urheberschaft auf. Wenn der kontingente soziale Rahmen individuelle Handlungen konstituiert, scheint für persönliche Verantwortung kein Raum zu sein. John Deweys instrumentalistische Rekonstruktion des menschlichen Verhaltens eröffnet eine Möglichkeit, diesem Dilemma zu entgehen. Sie ersetzt die bipolare Gegenüberstellung von Individuum und Gemeinschaft, indem sie den umfassenden Begriff des human being als des Trägers individueller und sozialer Eigenschaften ins Zentrum rückt. Dabei zeigt sich, dass die Kontingenz des individuellen Selbst der Zuschreibung von Verantwortung nicht entgegensteht, sondern dass sie diese umgekehrt erst ermöglicht. 

Literaturhinweise

Primärtexte

Die Quellenangaben beziehen sich auf den Mittleren (MW) und Späten (LW) Teil der Gesammelten Werke Deweys. Die Seitenzahlen vor dem Schrägstrich verweisen jeweils auf das englische Original; die Seitenzahlen hinter dem Schrägstrich auf die deutsche Übersetzung.

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Veröffentlicht

24.06.2015

Ausgabe

Rubrik

Artikel zum Themenheft "Pragmatismus und Sozialethik"